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Foto: Robert Gabris, aus der Serie "Fragmente" - "Erträumte Liebe", 2018, 120 x 90cm, Buntstift auf Papier (Detail) | © Bildrecht, Wien 2018

ROBERT GABRIS | Fragmente

Bildraum 07

9. Oktober 2018 bis 2. November 2018

Der aus der Slowakei stammende Künstler Robert Gabris fängt im Bildraum 07 die Komplexität von Liebesbeziehungen in der Gegenüberstellung der Extrempositionen von Abstraktion und Körperlichkeit ein.

Seine aktuellen Zeichnungen durchmessen verschiedene, darunter auch defizitäre Ausprägungen von Liebe, die an eine Reihe von Männerfiguren gebunden sind. So etwa die von ihm als fiktive Liebe bezeichnete Beziehung zu seinem Vater, dessen Briefe Gabris erstmals im Kinderheim erreichten, die elterliche Liebe, die er später von seinem Ziehvater erfuhr und die erträumte Liebe zu seinem jetzigen Lebenspartner. Die abstrakte Umsetzung der mit einer Wandintervention verbundenen, großformatigen Zeichnungen der titelgebenden Serie Fragmente deutet darauf hin, dass die künstlerische Erzählung allegorisch verstanden werden will, während gegenständliche Skizzen die Realität im fleischlichen und menschlichen Abbild widerspiegeln.

Robert Gabris seziert seine Beziehungen. Ein durchdringender Blick, ein schlaffer Herzmuskel, ein starres Rückgrat, in sich gewundene Sehnengeflechte. Der Direktheit akribischer Anatomiestudien und Portraitserien setzt Robert Gabris ein blutrotes Geflecht feiner Linien entgegen, welches sich als zarte, grafische Decke über den Bildraum 07 zieht. Hier, im vermeintlich Verborgenen, unter und zwischen den tausenden Maschen des gezeichneten Textils, begegnen einander Sinnlichkeit und Ratio. Eine romantische Verwirrung, die transzendental das Wesen der Liebe erörtert, frei von Identität und Geschlecht in den Wolken zu wurzeln scheint.

Gleich dem abstrakten Beziehungsgeflecht changiert auch Robert Gabris‘ Naturbegriff zwischen sinnlich-empirischer und mystischer Bedeutung. Die Natur als reproduktive und die Liebe als verbindende Kraft verschmelzen zu einer poetischen Darstellung des idealen, utopischen Seins. Märchenhafte Ambiente lässt Gabris in der letzten Station der Ausstellung von Pflanzen und Bienenschwärmen bevölkern. Der Künstler deutet das Streben nach einer symbiotischen, im Ursprung des Lebens ruhenden Einheit an, doch der Umgebung hält diese Intention nicht stand. Die schrille, neon-gelbe Farbe des Bildhintergrundes lässt Gabris‘ Impulse schwinden.

In Fragmente verwebt Robert Gabris die Auseinandersetzung mit den für seinen Werdegang zentralen Personen mit der Ausleuchtung des eigenen Selbst. Der Künstler dokumentiert, entwirrt und vereint seine intimsten Geschichten, betreibt eine drei Jahrzehnte umfassende Reflexion, die Liebesbeziehungen in ihrer chaotisch-fragmentarischen Vielfalt begreifbar macht.

Mehr Informationen finden Sie auf der Homepage von Robert Gabris

Ausstellungsdauer: 10. Oktober – 2. November 2018