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Foto: Norbert Pümpel, "Fleeting Memorial 7.214.355.877", Veränderliche Arbeit, 2014 © Bildrecht, Wien 2019

NORBERT PÜMPEL | Fleeting Memorials

Bildraum 01

22. September 2016 bis 28. Oktober 2016

Norbert Pümpel zeigt mit der Werkserie Fleeting Memorials im Bildraum 01 einen ästhetischen Ansatz, der allgemeingültige physikalisch-chemische Sachverhalte mit Fragen zu unserer Existenz verbindet. In der Beschäftigung mit naturwissenschaftlicher Theorie und philosophischer Weltdeutung sind über die letzten vier Jahren feine, quadratische Arbeiten aus chinesischem Reispapier entstanden, die der Maler mit vergänglichen, organischen und anorganischen Substanzen beschichtet hat. Als würde er strikten Protokollen zu wissenschaftlichen Versuchsreihen folgen, vermerkte Pümpel akribisch auf jeder Arbeit ihr Entstehungsdatum und fügte den Stand der an jenem Tag errechneten Weltbevölkerung hinzu. Die Kombination von Datumsangabe und Bild lässt an die klassische Portraitmalerei denken, die im Fall der Fleeting Memorials einen beliebigen Menschen zitiert, der zeitgleich zur Entstehung des Bildes in die Masse von rund sieben Milliarden hineingeboren wurde. Pümpel aber verzichtet auf jedes physiognomische Indiz und zeigt abstrakte Referenzen auf elementare Vorgänge, denen sich weder das Bild, noch wir selbst, entziehen können. 

Anstatt konkrete Bildinhalte zu präsentieren, lenkt Norbert Pümpel unsere Aufmerksamkeit auf die spontanen, unkontrollierbaren Veränderungen, die sich in den einzelnen Arbeiten manifestieren. Diversen Umwelteinflüssen ausgesetzt, zersetzen sich im Laufe der Zeit die aufgetragenen Substanzen, Datums - und Bevölkerungsangaben. Bereits durch die Antizipation der Selbstauflösung des Bildes wird die Flüchtigkeit, und in dieser Konsequenz auch die Hinfälligkeit, unserer Existenz angesprochen. Pümpels Papierarbeiten verharren nicht im einmaligen, künstlerischen Ausdruck, sondern nehmen, gleich aller namenlosen Menschen, auf deren statistische Anzahl sie sich beziehen, am Fluss des Lebens teil. Obwohl physikalische Komponenten die Arbeitsrichtung dominieren, öffnet sich der Bilderzyklus so einer Vielfalt an philosophischen und theologischen Themenkreisen. Als Vanitas-Reflexion vereint jedes Blatt den unwiederbringlichen Augenblick seiner Betrachtung mit der darauffolgenden „Flüchtigen Erinnerung“ an diesen Augenblick. Norbert Pümpels autodestruktive Kunst ist eine Abkehr von allen Ewigkeitsansprüchen sowie der Idee eines Fortdauerns der eigenen Biografie. So muss auch der Betrachter feststellen, dass „die Existenz von der Entropie beherrscht wird, von der Auflösung in Augenblicke und Impulse wie Körperchen ohne Zusammenhang und Form“ und „vom Universum mit all seinen Milchstraßen nichts übrig bleiben wird, als ein Wirbel von Atomen im leeren Raum“ (Italo Calvino).

Ausstellungsdauer: 23. September – 28. Oktober 2016

Mehr Informationen finden Sie auf der Homepage von Norbert Pümpel