ALESSANDRO DEL PERO | Allzumenschlich
Bildraum 07
12. September 2025 bis 29. Oktober 2025
Inmitten der medialen Bildüberproduktion schafft Alessandro Del Pero Zonen psychischer Verdichtung. Seine Malereien eröffnen Fragen nach dem Selbst, nach Präsenz und nach den Bedingungen zeitgenössischer Malerei. Sein pudrig rauer Farbauftrag trägt das Pigment tief in Figuren ein, deren Anatomie sichtbar macht, was sich sprachlich kaum fassen lässt: angespannte Muskeln, hervortretende Sehnen und verrenkte Gliedmaßen zeugen vom Ungelebten, Animalischen und psychisch Ungelösten.
In Allzumenschlich wird Del Pero zum Chronisten innerer Spaltungen, seine Körper zum Schauplatz von Schmerz, Wut, Widerstand und Sehnsucht. Eindrucksvoll zeigt sich das im großformatigen Werk (o. T., 2023): Zwei hybride Wesen umschließen tierische Fragmente – als wären sie organisch gewachsen und zugleich künstlich montiert. Chimären, nicht im klassischen Sinn, sondern als Signaturen eines gegenwärtigen Zustands: fluide, instabil und übercodiert. Del Pero verschränkt Geschlechterkonstruktionen, tierhafte Impulse und Allmachtsfantasien zu einem eruptiven Gefüge, das sich in einem unablässigen Ringen und permanenter Selbstbezüglichkeit erschöpft.
In der existenziellen Einsamkeit seiner Figuren verdichtet sich Del Peros Kritik an einer digitalen Welt des Scheins – an normierter Sichtbarkeit, an der Simulation von Verbundenheit und an einem Zustand, in dem das Reale ebenso entgleitet wie das Gegenüber. Seine Chimären stehen exemplarisch für eine motivische Linie, in der Figuren immer wieder in unnatürliche Haltungen gezwungen, in Ecken gedrängt und auf sich selbst zurückgeworfen werden. Die Räume, in welchen sich Mensch und Fabelwesen gleichermaßen aufhalten, sind karg und wirken hermetisch abgeschirmt. Elektrokabel winden sich über den Bildgrund wie künstliche Nabelschnüre und verbinden die Körper mit einer Realität, die nur schemenhaft durch einen Türspalt fällt. Davor schiebt sich immer ein Schatten – der Künstler selbst ist Mittler zwischen den Welten.
Alessandro del Peros Malerei ist weniger Abbild als metaphysische Zustandsskizze. Sie beschreibt den prekären Menschen in seiner psychischen und kulturellen Überforderung – und macht erfahrbar, was unterhalb des Bewusstseins liegt, jenseits der Kontrolle. In Anlehnung an Friedrich Nietzsches Aphorismensammlung „Menschliches, Allzumenschliches“ - Ein Buch für freie Geister“ (1878) seziert Alessandro Del Pero im Bildraum 07 das Humane als tastende Suchbewegung – offen, verletzlich, dunkel leuchtend. Und lässt uns in diesem Prozess – im besten Sinne – mit uns selbst allein.
Ausstellungsdauer: 16. September - 29. Oktober 2025