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SONG JING | ALL THE WO/MEN I AM
Foto: Jing Song, ALL THE WO/MEN I AM, Pigmentprint, 1/366, 2016-2018 | © Bildrecht, Wien 2019

SONG JING | ALL THE WO/MEN I AM

Artist Talk: 4. Dezember 2019, 19 Uhr

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SONG JING | ALL THE WO/MEN I AM
Foto: Eva Kelety, Song Jing, Ausstellungsansicht Bildraum 07 | © Bildrecht, Wien 2019

SONG JING | ALL THE WO/MEN I AM

Artist Talk: 4. Dezember 2019, 19 Uhr

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SONG JING | ALL THE WO/MEN I AM
Foto: Song Jing, VENUS IN BATH, Dattelkern, Vitamin D Kapsel, Epoxidharz, 2019 (Detail) | © Bildrecht, Wien 2019

SONG JING | ALL THE WO/MEN I AM

Artist Talk: 4. Dezember 2019, 19 Uhr

SONG JING | ALL THE WO/MEN I AM

Bildraum 07

13. November 2019 bis 5. Dezember 2019

Die Werkserien Song Jings widmen sich der Erforschung der Pole Kollektiv und Individuum, sowie einer Reihe von Themen, die Bewusstsein, Körperlichkeit und Emotionen einschließen. Die Künstlerin entwickelt dazu eine psycho-archäologische Methode, die davon ausgeht, dass Emotionen nicht nur menschliches Erleben und Verhalten beeinflussen, sondern auch Gegenstände „beseelen“. Die Artefakte, die sich aus der Verschmelzung der projizierten Gefühle mit den von Song ausgewählten Objekten ergeben, sind subtile, materielle Manifestationen innerer Emotionslandschaften.

Die Aufmerksamkeit von Song Jing gilt dabei Differenzierungen und Variationen im Makro-Bereich. Für die Serie ALL THE WO/MEN I AM hat die Künstlerin hunderte Dattelkerne in Nahaufnahme abgelichtet. Die visuelle Formalisierung der an Vulven erinnernden Kerne ist bei Song Jing eng verknüpft mit der Dimension des Performativen. Über zwei Jahre hat die Künstlerin Medjool-Datteln verspeist, deren Kerne gesammelt und sich auf explorative Weise den Repräsentationsmustern von Gendercodes und kulturell bedingten, geschlechtlichen Prägungen gewidmet. Denn Außerhalb von Sexshops und der Pornoindustrie war von Vulven lange wenig zu sehen. Selbst WissenschaftlerInnen konnten die äußeren Geschlechtsmerkmale von Frauen lange Zeit nicht korrekt benennen. Statt das sichtbare Genital als Vulva zu benennen, verwendeten sie den Begriff Vagina ─ was nicht nur medizinisch falsch ist, sondern das Sichtbare sprachlich ausblendet und damit unsichtbar macht.

Mit ALL THE WO/MEN I AM zeigt Song Jing das weibliche Geschlecht in abstrahierter Form, in 366 Einzelbildern und 366 Variationen. Die Darstellungsart der weiblichen Geschlechtsorgane ist seit jeher Indikator für das weibliche Rollenbild im betreffenden, gesellschaftlichen System. Wirklichkeitskonstruktionen im Zusammenhang mit sozialen Feldern, Individualität und damit auch Identität werden in ALL THE WO/MEN I AM kritisch reflektiert. Diese Reflexionen geschehen in Song Jings Arbeiten in erster Linie über Assoziationen und emotionale Stimmungen.

Dazu löst die Künstlerin ihre Dattelkerne in der Werkserie VENUS IN BATH aus dem steril weißen Umfeld des Fotopapiers und taucht sie in Wogen aus Epoxid-Harz. Die Kerne scheinen sich zu verselbstständigen und, wie die Künstlerin beschreibt, als weibliche Energie Yin durch die transparente Masse zu gleiten, während sie zur männlichen Energie Yang, verkörpert in Form kleiner Vitamin D-Kapseln, in harmonischer Balance stehen. Die Orte dieser von eingefrorener Bewegung geprägten Stillleben sind gläserne „Badewannen“ — für Song so etwas wie Geburtsorte, welche in ihrer Transparenz sanft das verschämt, verschwiegene Körperteil umschließen. Damit entwirft Song Jing im Bildraum 07 eine sinnliche und zugleich humoristische Erzählung gegen das Abwesende, das Nichts und die Scham — ein selbstbewusstes Mantra gegen die Sprachlosigkeit.

Mehr Informationen finden Sie auf der webpage von Song Jing

Dauer der Ausstellung: 14. November - 5. Dezember 2019


Artist Talk: Mittwoch, 4. Dezember 2019, 19 Uhr
Rebekka Reuter, WestLicht
im Gespräch mit der Künstlerin