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Foto: Wawrzyniec Kolbusz, aus der Serie "Sacred Defense", O.T., 2014 (Detail) | © Bildrecht, Wien 2019
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Foto: Wawrzyniec Kolbusz, aus der Serie "Sacred Defense", O.T., 2014 (Detail) | © Bildrecht, Wien 2019

WAWRZYNIEC KOLBUSZ | Sacred Defense

Bildraum 07

27. Oktober 2016 bis 25. November 2016

Wawrzyniec Kolbusz, Gewinner der Eyes On Portfolio Review 2014, präsentiert im Bildraum 07 die Fotoserie Sacred Defense. Vor dem Hintergrund der Iran-Irak-Konflikte spürt der polnische Künstler den Dynamiken hinter der Prägung eines kollektiven Geschichtsbildes nach und untersucht wo die Grenzen objektiver Kriegsschilderung liegen. Als Schauplätze wählte er iranische Museen und ein eigens für den Dreh von Kriegsfilmen geschaffenes Gelände in der Nähe von Teheran. Gleich einem Kriegsreporter dokumentiert Kolbusz nüchtern die Kulissen aus ramponierten Betonbunkern, menschenleeren Straßenzügen und die von den Filmrequisiten durchlöcherten Gerölldünen.

In einem weiteren Teil zeigt er das Museum of Holy Defense in Kerman und das Holy Defense Museum in Teheran, die beide 2013 mit dem Ziel der Förderung der Widerstandskultur eröffneten. Zwischen High-Tech-Displays und den Simulationen von Auswirkungen unterschiedlicher Bombardements auf den Körper, fällt der Blick des Fotografen auf zerschossene Schlafzimmer und Spielzeugtretminen, die im Museumsshop angeboten werden. Die Arbeiten machen so die Faszination einer ganzen Gesellschaft an ihrer traumatischen Vergangenheit deutlich, ohne sich stilistisch an den Ausdruckmitteln der Propaganda zu bedienen, oder deren Inhalte zu werten.

Wawrzyniec Kolbusz Ansatz ist differenzierter. Dort wo er nicht direkt auf Inszenierungen stößt, inszeniert er kurzerhand selbst sein eigenes Vernichtungsszenario. So fliegt er mehrere Luftangriffe auf vermeintliche iranische Atomanlagen und hält das Ausmaß der Zerstörung in zwei Satellitenbildern fest. Einige Gebäude, die in einer Aufnahme noch intakt sind, hat der Künstler in der zweiten bereits mit allen Geschützen seiner Fotokunst dem Erdboden gleichgemacht. Beim Abgleich der ursprünglich identen Originalaufnahmen sehen wir vor einer künstlerischen Arbeit die, auf sich selbst verweisend, den Wahrheitsgehalt der Ereignisse und ihre Dokumentation überprüft. Kolbusz lässt hier an die Irak-Invasion der USA denken, die sich auf Basis von Behauptungen der Existenz irakischer Massenvernichtungswaffen national wie international rechtfertigen konnte.

Sacred Defense gibt anhand der Manipulationen des Künstlers und in der Dokumentation der vorgefundenen Kriegsimitationen zu verstehen, wie durch bestimmte Narrative leicht zu gewünschten Interpretationen, Emotionen und Aktionen geleitet werden kann. Als Meister der Täuschung nutzt Wawrzyniec Kolbusz die Deutungsmacht für Zeichen, verwebt Schein und Sein und versucht das glauben zu machen, was er real nicht beweisen kann. Nur seine Bilder sprechen für ihn. Und oft ist uns das genug.

“We’re an empire now, and when we act, we create our own reality... We are the history’s actors and you, all of you, will be left to just study what we do.” - Senior Advisor von George W. Bush, NY Times.


Ausstellungsdauer: 28. Oktober – 25. November 2016


Eine Ausstellung in Kooperation mit Eyes On - Monat der Fotografie Wien
Mit freundlicher Unterstützung durch das Polnische Institut Wien