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Michael Goldgruber | BRUCH.STUECKE
Foto: Michael Goldgruber, Slack Fields, 2020, Fine Art Pigment Print © Michael Goldgruber / Bildrecht, Wien 2022

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Brunch & Artist Talk: Samstag, 2. Juli, 11 Uhr

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Michael Goldgruber | BRUCH.STUECKE
Foto: Michael Goldgruber, Entrance, 2020, Fine Art Pigment Print © Michael Goldgruber / Bildrecht, Wien 2022

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Brunch & Artist Talk: Samstag, 2. Juli, 11 Uhr

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Michael Goldgruber | BRUCH.STUECKE
Foto: Michael Goldgruber, De.Frost.Zones, 2021, Videostill, Full-HD, Stereo, 10 min. © Michael Goldgruber / Bildrecht, Wien 2022

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Brunch & Artist Talk: Samstag, 2. Juli, 11 Uhr

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Michael Goldgruber | BRUCH.STUECKE
Foto: Michael Goldgruber, De.Frost.Zone, Diptychon, (Detail), 2021, Fine Art Pigment Print © Michael Goldgruber / Bildrecht, Wien 2022

Michael Goldgruber | BRUCH.STUECKE

Brunch & Artist Talk: Samstag, 2. Juli, 11 Uhr

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Michael Goldgruber | BRUCH.STUECKE
Foto: Michael Goldgruber, Gletscherbruch, 2021, Fine Art Pigment Print © Michael Goldgruber / Bildrecht, Wien 2022

Michael Goldgruber | BRUCH.STUECKE

Brunch & Artist Talk: Samstag, 2. Juli, 11 Uhr

Michael Goldgruber | BRUCH.STUECKE

Bildraum Bodensee

12. Mai 2022 bis 2. Juli 2022

Eröffnung: Donnerstag, 12. Mai 2022, 19 Uhr
Zur Ausstellung:
Roland Haas, Kunstforum Montafon
Der Künstler ist anwesend.

Brunch & Artist Talk: Samstag, 2. Juli, um 11 Uhr
Michael Goldgruber im Gespräch mit Peter Gumpinger, Bildrecht


Alpine Gletscherlandschaften bieten heute eine eigentümliche Ästhetik. Im kollektiven Gedächtnis lange als mächtig-roh präsent, zeigen sie zunehmend ihren verletzlichen, bedrohten, schwindenden Charakter. Michael Goldgruber erforscht sie seit Jahren künstlerisch — mit klarem Blick auf ihre monumentale Würde, ihre Brüchigkeit und jene seltsam unbeholfen wirkenden Spuren menschlicher Intervention, die diese Naturräume zu bewahren sucht. Goldgrubers Fotografien und filmische Erkundungen schärfen den Blick für den ambivalenten Bezug des Menschen zur Natur. Sie wollen nicht aufzeigen, sie zeigen. Sie wollen nicht wirken, sie wirken.


Schreckliche Schönheit

Besser, als zu sagen, was Michael Goldgruber ist, scheint mir, zu sagen, was er nicht ist: Er ist kein Chronist. Er ist kein Dokumentarist. Er ist kein Bergsteiger. Er ist kein Umweltaktivist.

Michael Goldgruber ist Künstler, der vorrangig in den Medien Fotografie und Video arbeitet. In seiner künstlerischen Arbeit beschäftigt er sich mit Landschaften, die er mittels ausgedehnter Wanderung erreicht.

Es sind ganz bestimmte Zonen, die Michael Goldgruber immer wieder fotografiert oder filmt. Grau- bzw. Grenzzonen, Überschneidungsbereiche, bei denen es zum Kontakt von Natur und Kultur kommt. Jene Stellen, die Michael Goldgruber interessieren, sind oft Kristallisationspunkte von architektonischem Artefaktum und Natur. Die Videoarbeit Gentle Sway etwa porträtiert einen riesigen, aber irgendwie auch majestätischen Betonblock, den der Wind sanft hin und her wiegt, während im Hintergrund eine alpine Landschaft wie aus dem Bilderbuch zu sehen ist. Michael Goldgruber fotografiert Gletscher, bedeckt mit weißen Textilplanen, welche die Gletscherschmelze verhindern oder zumindest verlangsamen sollen. Eisbruch zeigt Gletschereis an einer Kante, das aufreißt und den Blick auf eine archaische Felswand freigibt. Die De.Frost.Zones sind jene absurden neuralgischen Punkte, an denen Mensch und Natur kollidieren. Es ist keine Dokumentation, die hier passiert. Die Fotografie wird weniger benutzt, um auf den Missstand, der zweifelsfrei in höchstem Maße besteht, hinzuweisen. Dem Künstler geht es darum, die Zonen dieser manchmal dialogischen, manchmal unbeholfenen, manchmal grotesken Interaktion zwischen Mensch und Natur ins Bild zu setzen. Die Bilder wirken dann wie Stellvertreter für das größere Anliegen: Die Textilplanen, der Beton, die Eingangstür inmitten der kargen Landschaft stehen als pars pro toto für die komplizierte Beziehung, in der sich Mensch und Natur heute befinden.

Michael Goldgrubers künstlerisches Arbeiten und Denken kreist sehr stark auch um formale Aspekte, die durchaus der klassischen Disziplin der Malerei nahe sind, Komposition und Farbe etwa.
„Weil sie schön ist“, antwortet der deutsche Maler Gerhard Richter in den 1970er Jahren auf die Frage, warum er sich mit der Darstellung der Landschaft beschäftige, die Richter vor allem in eine klischeehafte Nachfolge der deutschen Romantik stellt. Die Landschaft, die in der

bildenden Kunst vormals der unverdächtigste Ort war und lange Jahrhunderte bloß als Beiwerk galt, emanzipiert sich im 17. Jahrhundert ausgehend von den Niederlanden allmählich und wird alleine bildwürdig. Im 18. und 19. Jahrhundert erlebt die Landschaft als Gattung in der Romantik und im Biedermeier eine goldene Ära der Verklärung und verschwindet dann in der Versenkung, um erst am Ende des 20. Jahrhunderts und dann im 21. Jahrhunderts wieder aufzutauchen und schlagartig relevant zu werden, ihre Unschuld verliert und zum politischen Ort (sic) wird. Es ist für uns heute kaum mehr denkbar, auf das Bild einer Landschaft zu schauen, ohne an Klimakrise, -katastrophe und -kollaps zu denken, ein menschengemachter Zustand. Nach wie vor scheint es mir aber legitim, um auf Richters im Kontext seiner Zeit durchaus provokantes Zitat zurückzukommen, Natur und Landschaft aufgrund eines formalen Interesses und einer unbegreiflichen Kontemplation und Ruhe, die von ihr ausgeht, als bildwürdig zu erachten.

Der Faltenwurf der Textilplanen, das kalte Blau des Gletscherbruchs oder abstrakte Qualitäten: Michael Goldgruber fängt die Natur in ihrer schrecklichen Schönheit ein, in einer rastlosen und immer wieder aufs Neuen begonnen Suche nach gültigen Bildern von Natur am Beginn des 21. Jahrhunderts.

Lisa Ortner-Kreil


Dauer der Ausstellung:  13. 5. – 2. 7. 2022

Brunch & Artist Talk: Samstag, 2. Juli 2022, 11 Uhr

Mehr Informationen finden Sie auf der Webpage von Michael Goldgruber.

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