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Foto: MARTIN KRAMMER, Umbra Natur, 2014, 42x28x5cm, Ausgabe „Kunst im Kapitalismus“ des Kunstmagazins Spike, Farbe Umbra Natur (Detail) | © Bildrecht, Wien 2019
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Foto: MARTIN KRAMMER, Filigramm, 2006, 40x46x4cm, Fotografie, versch. Papiere, Klebeband (Detail) | © Bildrecht, Wien 2019

MARTIN KRAMMER | camera umbra

Bildraum 01

30. Januar 2015 bis 28. Februar 2015

Martin Krammers komplexes Œuvre bewegt sich an der Grenze von Innen- und Außenwelt der menschlichen Existenz. Nach dem „Kern-Schale-Modell“ der psycholytischen Psychotherapie von Samuel Widmer legen sich die im Laufe der Entwicklung erworbenen „emotionalen Schichten“ wie eine Schutzschicht um den „Kern“ der menschlichen Psyche. Entsprechend baut der Künstler diese Membrane als Abgrenzung in seine Installation, als raumgreifende Struktur zwischen der Oberfläche eines leeren Kerns von Innenraum zum leeren Außenraum. In realen Dimensionen ertasten sie wortwörtlich die Grenzen des Ausstellungsraums. Ein System aus Karton, Klebeband und Kleber erzeugt das Volumen eines Körpers, während die Fotografie selbst als Medium der äußersten Schicht fungiert. In ihrer wirklichkeitsgetreuen Abbildung suggeriert die fotografische Ebene Körperlichkeit und täuscht eine haptische Wahrnehmung vor. Die Fotografie wird dabei zum Arbeitsmaterial des Bildhauers, der die Form mit Karton schafft und das Reale mit dem Material, das der Wirklichkeit am nächsten kommt, Stück für Stück nachbaut.

Der Künstler nützt hier geschickt die Permutierung der Fotografie ins Zweidimensionale und gewinnt der dritten Dimension damit einen neuen Bedeutungsraum ab. Die Schattenseiten der Psyche oder der Gesellschaft bilden den Inhalt seiner Arbeiten. Sinnbildlich gesprochen wäre eine „camera umbra“ ein Gerät, das expressiv arbeitet, ein sich ausdrückendes Medium des Schattens, das diese Oberflächen ans Licht bringt, und stünde im Gegensatz zur camera obscura, die nur Nuancen der Helligkeit verzeichnen kann. Darüber hinaus geht es dem Künstler um die Überlagerung von Fotografiertem, selbst Gesehenem oder fantasiertem Sinnesmaterial. Nicht zuletzt spiegelt sich das Wahrgenommene als collageartige Wirklichkeit in Martin Krammers Arbeiten wider.

Seine Skulpturen aus Holz orientieren sich teilweise an Mythologien, die über Jahrhunderte hinweg in der Kunstgeschichte aufgegriffen wurden. Werke von Künstlern wie Rubens, Tiepolo oder Bernini bilden den Akt vor bzw. während der Verwandlung in einen Lorbeerbaum ab, wobei dieser Daphne als Schutz vor Apollon dient. Der Preis dafür ist die Lebendigkeit. Hinter Krammers Holzskulpturen steht die Idee der Umkehrung der Erstarrung Daphnes. Der bildhauerische Eingriff führt von der Verholzung zur darunter oder dahinter liegenden Geschichte.

Mehr Informationen finden Sie auf der Homepage von Martin Krammer

Ausstellungsdauer: 31. Januar 2015 bis 28. Februar 2015