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Foto: Olivier Hölzl, Minecraft, cut-out auf Papier (Detail), 2014, Foto: Andreas Nader, 2014 |© Bildrecht Wien, 2019
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Foto: Eva Kelety, Portrait Olivier Hölzl © Bildrecht

OLIVIER HÖLZL | forts, facts & fabrications

Bildraum 07

19. Januar 2016 bis 15. Februar 2016

Überdimensionale Papierarbeiten spannt Olivier Hölzl quer durch den Bildraum 07. Das Arbeiten mit Stencils (Schablonen), „cut out“ und „on medium“, ist kennzeichnend für den österreichischen Künstler mit französischen Wurzeln, der so höchst flexibel und spontan auf die Bedürfnisse der gegenwärtigen Gesellschaft und des aktuellen Kunstbetriebs reagieren kann.

In forts, facts & fabrications widmet sich Hölzl dem Symbol Schloss und der Manifestation gesellschaftlicher Utopien. Versailles, als Inbegriff von Hybris und Nemesis, der Parlamentspalast Ceauşescus in Bukarest, eine größenwahnsinnige Volksleistung, sowie das Schloss aus dem Computerspiel Minecraft, als Schauplatz virtueller Machtdemonstrationen, inspirierten den Künstler zu einer Visualisierung der allen sozialen Gruppen inhärenten Ambivalenz. 

Der Betrachter sieht in seinen Arbeiten die Vision einer idealen Gesellschaftsordnung, spaziert durch barocke Idyllen und digitale Traumschlösser. Dass in solchen Systemen produktive, aber auch repressive Kräfte wirken, zeigt Hölzl zudem in einer mehrteiligen Videoinstallation.  Dreh- und Angelpunkt von forts, facts & fabrications  ist eine sechs Meter lange Schablonenarbeit, die in detailreicher Darstellung Versailles als überwältigendes Zeugnis von Herrschaft und zugleich als Ort traumatischer Erinnerung kennzeichnet. Die Entfernung der Macht von der Wirklichkeit des Landes führte das höfische Ballett zum Schafott -  le roi ne danse plus, zu groß war für das französische Volk die Unvereinbarkeit der absolutistischen Vision mit der Realität. Der einfache Mann begegnet uns erneut tobend gegen einen selbsternannten „irdischen Gott“ 1989 vor dem „Haus des Volkes“ in Bukarest. 

Reste der Selbstinszenierungstendenzen von Louis XIV., Nicolae Ceauşescu und anderen Machtmenschen, wie auch den Wunsch eine Alternative zum Status Quo zu schaffen, verortet Olivier Hölzl in der zunehmenden Durchlässigkeit zwischen der realen und der fiktiv-digitalen Welt. In Kulissen aus Bits und Bites regiert heute der User als Monarch in den Schlössern aus Minecraft und ähnlichen Computerspielen. Auch wenn die digitalen Würfel nicht real sind, der Raum den sie für den Spieler in seiner Vorstellung schaffen, ist es. Zugleich Luftschloss aus Papier und Papierschloss in der Luft, liegt der Gehalt von Olivier Hölzls Stencils und Videos in jener Spannung und Unentschiedenheit, wie sie nur im Raum zwischen Wirklichkeit und Utopie entstehen kann.

Mehr Informationen auf der Homepage von Olivier Hölzl


Finissage: Donnerstag, 11. Februar, 17-20 Uhr

Ausstellungsdauer: 20. Jänner 2015 - 15. Februar 2016