Dagmar Chobot Skulpturenpreis 2022

Nominierte 2022


Manfred Erjautz (*1966 in Graz) beschäftigt sich seit den 1990ern mit Codierungen, mit Bezeichnungen und Bezeichnetem. Seine unterschiedlichen Formate, von kleineren Objekten über umfangreiche Installationen bis hin zu Werken im öffentlichen aber auch im digitalen Raum, sind von einer ironischen Distanz durchdrungen, die gelegentlich auch in subtilen Humor übergeht. Besonders markant sticht die Beschäftigung mit religiösem Inventar hervor. Eine seiner jüngsten Installationen umfasst eine 50-teilige Totentanzserie, die schwebende Steine, Körper und Skelette sowie eine große Uhr, deren Zeitzeiger der Corpus Christi ist, umfasst. In einer funktionalisierten Umwelt bewirkt Manfred Erjautz mit vielgestaltigen Eingriffen und Irritationen ein Aufmerken und deutet zunehmend auf die Ängste unserer Zeit hin. Er lebt und arbeitet in Wien.

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Judith Fegerl arbeitet mit dem Material Energie. Ihre Skulpturen, architektonischen Interventionen und Raumzeichnungen verhalten sich wie Transformatoren und schalten sich in die Substanz des Ausstellungsraumes ein. Judith Fegerls Werk macht diese chronische Elektrizitätsabhängigkeit höchst eindringlich sichtbar, wenn sie etwa Metallarbeiten schafft, deren ganzer Zusammenhalt von Elektrizität abhängt, elektrische Schnittstellen des Ausstellungsortes angezapft werden oder Arbeiten - ganz autark - Strom erzeugen. Energie und Spannung wird in Objekte verdichtet, die den Skulpturenbegriff um einen alternativen Zustand erweitern, beunruhigende Zusammenhänge erzeugen und nicht zuletzt auch den menschlichen Körper in einer zunehmend dematerialisierten Umgebung reflektieren. Sie lebt und arbeitet in Wien.

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Karin Frank (*1972 in Wien) arbeitet vorzugsweise mit Holz und bemüht sich stets um eine realistische Darstellung von Körpern. Sie bevorzugt für ihre raumgreifenden Arbeiten Linden- oder Zirbenholz. Wenn der Schnitzvorgang beendet ist, bemalt Frank das Holz lasierend. Die Arbeiten bilden eine lomografisch zu nennende Abbildung der Wirklichkeit, die dadurch entstehende Unschärfen mit präzisen Aufzeichnungen von Bewegungen verbindet. Ihre Skulpturen sind als Standbilder, als Schnappschüsse dynamischen Geschehens zu verstehen und nehmen sich die Freiheit, nicht frei erfunden zu sein. Franks bevorzugte Themen sind die Identität des Menschen, das Außergewöhnliche, auch das als abartig Verschriene. Sie lebt und arbeitet in Wien.

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Thea Moeller (*1985, Hannover). Ihre Skulpturen entstehen aus einer Praxis der Unordnung als Methode künstlerischer Produktion. Zunächst lose Zusammenstellungen von Material werden auf skulpturale Qualität hin untersucht. Die Bezüge auf alltägliche Architektur, auf Hallenbäder, Möbelbau oder Autowaschanlagen, verstehen sich im Kontext der Vororte mit ihren innerstädtischen Brachen. Die Verbindungen von Stahlprofilen und Blechen mit Gummi oder Acrylglasrollen, wie auch die prekäre Bauweise, provozieren Instabilität oder täuschen sie vor. Die Skulpturen entziehen sich damit jeglicher Monumentalität. Eine illusionistische Bemalung verstärkt die Spannung, die durch die Wechselwirkungen der Materialeigenheiten erzeugt wird. Moellers Vorliebe für Prototypen bedingt, dass der erste Versuch immer auch der einzige bleibt. Sie lebt und arbeitet in Wien.

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Liesl Raff (*1979 in Stuttgart, Deutschland). Ihre Werke sind geprägt von einer Materialsemiotik, die dort ansetzt, wo Worte vermeintlich versagen. Durch kontinuierliches Experimentieren und eine starke Sensibilität für unterschiedliche Materialien verhandeln Liesl Raffs Skulpturen die Schönheit und Fragilität des physischen Miteinanders, zeigen sie auf und machen sie erfahrbar. In der Verwendung einer anthropomorphen Formensprache, dem Auseinandersetzen mit Serialität und einem prozessbasierten Arbeiten setzt sie sich nicht nur mit Körpern und Beziehungen auseinander, sondern unterzieht Strömungen wie jene des Minimalismus und der Prozesskunst einer zeitgenössischen Revision. Sie lebt und arbeitet in Wien.

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