Arik Brauer | 1929 - 2021

"Ich war so glücklich mit meiner Frau, mit meiner Familie, mit meiner Kunst und meinem Wienerwald. Aber es gibt eine Zeit, da lebt man, und es gibt zwei Ewigkeiten da existiert man nicht." - Arik Brauer

Mit seinem umfangreichen Werk zeigte sich Arik Brauer (*1929 in Wien) als unbeirrbarer Humanist, als engagierter frauenpolitischer Künstler, als Demokrat, der sich mit historischen wie auch aktuellen, existentiellen Schicksalsfragen beschäftigte. Die Bildrecht trauert um den Universalkünstler, der seine vielseitigen Talente in Malerei, Architektur, Musik, Tanz, Bildhauerei und Poesie umgesetzt hat. Spürbar besonders in seiner Malerei, die sich durch leuchtende, ineinander verlaufende Farbcharakteristika und einer „altmeisterlichen“ Malweise auszeichnet, war Brauer der Mensch, Brauer der Künstler, Komponist und Sänger, ein Optimist, der die Welt mit den Augen eines Kindes und dem Geist eines Philosophen sah.

Von der sorglosen Kindheit, die durch den Nationalsozialismus abrupt beendet wurde zur Ermordung des Vaters im Holocaust, über die Studienjahre an der Akademie der Bildenden Künste, wo er zu einem Mitbegründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus wurde, seine Reisen mit dem Fahrrad durch Europa und Afrika, die Pariser Jahre mit seiner Frau Naomi - einer in Israel geborenen Jemenitin, deren Vater Theodor Herzls Kutscher in Palästina gewesen ist -, bis hin zur Rückkehr mit seiner Familie nach Wien, wo er zu einem der Pioniere des Austropop avancierte, sich für den Umweltschutz stark machte und hier ein Wohnhaus nach seinen Entwürfen gebaut wurde: In Brauers Werk spiegelt sich seine große Feinfühligkeit, seine Liebe zur Natur aber vielfach auch die kritische Analyse gesellschaftspolitischer Themen wider.

In seiner zweiten Heimat Israel hatte er seine Vorstellung vom Hausbau für sich und seine Familie im Künstlerdorf Ein-Hod umgesetzt. Die enge Verbindung zum Judentum und zu Israel kommt in vielen seiner Werke zum Ausdruck. Brauer erhielt zu Lebzeiten zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter das Österreichischen Ehrenkreuz 1. Klasse, den Preis der Stadt Wien für Malerei und die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold. 2015 wurde er mit einem Amadeus Award für sein Lebenswerk geehrt. 2018 erhielt er im Rahmen des Antisemitismus- und Antizionismus-Kongresses in Wien das Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich. Das Wiener Jüdische Museum widmete Brauer im Jahr 2019 anlässlich seines 90. Geburtstags eine umfassende Werkschau.

Im Oktober 2019 erhielt Brauer den erstmals von der Styria Media Group und Kleinen Zeitung vergebenen Fritz-Csoklich-Demokratiepreis. Der Künstler hielt damals ein flammendes Plädoyer für Demokratie und Menschlichkeit: "Wir verteidigen unsere Machtpositionen nicht wie Ziegenböcke mit Beinen und Hörnern und Muskeln im Genick, sondern mit Atombomben. Und so haben wir die Demokratie erfunden." Der laut Eigendefinition "berufliche Wunschdenker" plädierte für eine "Weltdemokratie", nur dann könnten die Menschen zufrieden leben.


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