DAGMAR CHOBOT SKULPTURENPREIS 2022

Manfred Erjautz, Judith Fegerl, Karin Frank, Thea Moeller und Liesl Raff sind für den DAGMAR CHOBOT SKULPTURENPREIS 2022 nominiert

Der mit 10.000 Euro dotierte DAGMAR CHOBOT SKULPTURENPREIS wird heuer zum sechtsen Mal im Oktober im Leopold Museum Wien an eine/n zeitgenössische/n Bildhauer/in vergeben.

Als erster Preis seiner Art in Österreich ist er explizit dem Medium Skulptur gewidmet und berücksichtigt neben klassischen Zugängen auch experimentelle Ansätze und Installationen. Der Preis unterliegt keiner Altersbeschränkung.

Der DAGMAR CHOBOT SKULPTURENPREIS wird von der Preisstifterin Dagmar Chobot und der Stiftungspartnerin Bildrecht am 20. Oktober 2022 in Anwesenheit der NominatorInnen und Jurymitglieder im Leopold Museum Wien übergeben.


NOMINIERTE 2022

Manfred Erjautz (*1966 in Graz) beschäftigt sich seit den 1990ern mit Codierungen, mit Bezeichnungen und Bezeichnetem. Seine unterschiedlichen Formate, von kleineren Objekten über umfangreiche Installationen bis hin zu Werken im öffentlichen aber auch im digitalen Raum, sind von einer ironischen Distanz durchdrungen, die gelegentlich auch in subtilen Humor übergeht. Besonders markant sticht die Beschäftigung mit religiösem Inventar hervor. Eine seiner jüngsten Installationen umfasst eine 50-teilige Totentanzserie, die schwebende Steine, Körper und Skelette sowie eine große Uhr, deren Zeitzeiger der Corpus Christi ist, umfasst. In einer funktionalisierten Umwelt bewirkt Manfred Erjautz mit vielgestaltigen Eingriffen und Irritationen ein Aufmerken und deutet zunehmend auf die Ängste unserer Zeit hin. Er lebt und arbeitet in Wien.

Judith Fegerl arbeitet mit dem Material Energie. Ihre Skulpturen, architektonischen Interventionen und Raumzeichnungen verhalten sich wie Transformatoren und schalten sich in die Substanz des Ausstellungsraumes ein. Judith Fegerls Werk macht diese chronische Elektrizitätsabhängigkeit höchst eindringlich sichtbar, wenn sie etwa Metallarbeiten schafft, deren ganzer Zusammenhalt von Elektrizität abhängt, elektrische Schnittstellen des Ausstellungsortes angezapft werden oder Arbeiten - ganz autark - Strom erzeugen. Energie und Spannung wird in Objekte verdichtet, die den Skulpturenbegriff um einen alternativen Zustand erweitern, beunruhigende Zusammenhänge erzeugen und nicht zuletzt auch den menschlichen Körper in einer zunehmend dematerialisierten Umgebung reflektieren. Sie lebt und arbeitet in Wien.

Karin Frank (*1972 in Wien) arbeitet vorzugsweise mit Holz und bemüht sich stets um eine realistische Darstellung von Körpern. Sie bevorzugt für ihre raumgreifenden Arbeiten Linden- oder Zirbenholz. Wenn der Schnitzvorgang beendet ist, bemalt Frank das Holz lasierend. Die Arbeiten bilden eine lomografisch zu nennende Abbildung der Wirklichkeit, die dadurch entstehende Unschärfen mit präzisen Aufzeichnungen von Bewegungen verbindet. Ihre Skulpturen sind als Standbilder, als Schnappschüsse dynamischen Geschehens zu verstehen und nehmen sich die Freiheit, nicht frei erfunden zu sein. Franks bevorzugte Themen sind die Identität des Menschen, das Außergewöhnliche, auch das als abartig Verschriene. Sie lebt und arbeitet in Wien.

Thea Moeller (*1985, Hannover). Ihre Skulpturen entstehen aus einer Praxis der Unordnung als Methode künstlerischer Produktion. Zunächst lose Zusammenstellungen von Material werden auf skulpturale Qualität hin untersucht. Die Bezüge auf alltägliche Architektur, auf Hallenbäder, Möbelbau oder Autowaschanlagen, verstehen sich im Kontext der Vororte mit ihren innerstädtischen Brachen. Die Verbindungen von Stahlprofilen und Blechen mit Gummi oder Acrylglasrollen, wie auch die prekäre Bauweise, provozieren Instabilität oder täuschen sie vor. Die Skulpturen entziehen sich damit jeglicher Monumentalität. Eine illusionistische Bemalung verstärkt die Spannung, die durch die Wechselwirkungen der Materialeigenheiten erzeugt wird. Moellers Vorliebe für Prototypen bedingt, dass der erste Versuch immer auch der einzige bleibt. Sie lebt und arbeitet in Wien.

Liesl Raffs (*1979 in Stuttgart, Deutschland). Ihre Werke sind geprägt von einer Materialsemiotik, die dort ansetzt, wo Worte vermeintlich versagen. Durch kontinuierliches Experimentieren und eine starke Sensibilität für unterschiedliche Materialien verhandeln Liesl Raffs Skulpturen die Schönheit und Fragilität des physischen Miteinanders, zeigen sie auf und machen sie erfahrbar. In der Verwendung einer anthropomorphen Formensprache, dem Auseinandersetzen mit Serialität und einem prozessbasierten Arbeiten setzt sie sich nicht nur mit Körpern und Beziehungen auseinander, sondern unterzieht Strömungen wie jene des Minimalismus und der Prozesskunst einer zeitgenössischen Revision. Sie lebt und arbeitet in Wien.



PREISVERGABE 2022
| MODALITÄTEN

Um eine unparteiische Jurierung zu gewährleisten, sind die Gremien des DAGMAR CHOBOT SKULPTURENPREIS in NominatorInnen und Jurymitglieder unterteilt. 2022 wurden von sechs NominatorInnen auf Grund einer Doppelnominierung fünf Positionen aus dem Bereich zeitgenössischer Skulptur, Plastik, Objektkunst oder Installation eingereicht. Aus diesen Vorschlägen ermittelt die Jury den/die PreisträgerIn. 

NOMINATOR:INNEN 2022:  Silvie Aigner (Chefredakteurin Parnass), Manuela Ammer (Kuratorin mumok Wien), Katrin Bucher-Trantow (Chefkuratorin Kunsthaus Graz), Elsy Lahner (Kuratorin Albertina Wien), Genoveva Rückert (Kuratorin OÖ Landes-Kultur GmbH) und Christoph Thun-Hohenstein (Geschäftsführer Kunst & Klima Werkstätte GmbH)

JURY 2022:  Dagmar Chobot (Preisstifterin und Juryvorsitzende), Heike Eipeldauer (mumok, Wien), Edelbert Köb (Kurator), Günter Schönberger (Geschäftsführer Bildrecht) und Hans-Peter Wipplinger (Direktor Leopold Museum Wien)