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Foto: Drago Prelog, "Nest?", Mischtechnik auf Papier, 59 x 84 cm, 1978 | © Bildrecht Wien 2020

Drago Julius Prelog | 1939-2020

Drago Julius Prelog bildete nicht ab, sondern setzte Zeichen. Das Verhältnis von Bildgeschehen zu Bildrand sowie rituelle Elemente und eine ausgeprägt piktographische Bildauffassung bestimmen das Werk des Künstlers. In seinen frühen Arbeiten (1959) strebten Linienknäuel, sich auflösend, programmatisch vom Zentrum zum Bildrand. In den danach folgenden skripturalen  Arbeiten breitete sich das Bildgeschehen über die gesamte Fläche aus, etwaige Kompositionsschwerpunkte wurden durch Struktur und Rhythmik ersetzt. Die langjährige, durch Lehrtätigkeit bedingte Auseinandersetzung mit der Materie Schrift führte schließlich zur Entwicklung des "Persönlichen Alphabets" als Bildthema. 

Die Geburtsstunde seiner berühmten "Umlaufbilder" beschrieb der Künstler selbst mit folgenden Worten: „Am 18. Mai 1977 kam ich mit leerem Kopf in mein Atelier. In der Mitte des Raumes lag auf zwei flexiblen Blöcken eine große Holzplatte und auf dieser ein großes, weißes Blatt Papier. In beiden Händen je einen Stift, begann ich mit lässig schlenkernden Armen am unteren Bildrand abstrakte Liniengefüge aufzubauen – nebeneinander, übereinander, durcheinander. Zunehmend ekstatisch bewegte ich mich hin und her und gelangt dabei zur rechten Blattecke. Spontan setzte ich meine Zeichentätigkeit am rechten Bildrand zur Oberseite hin fort und stellte plötzlich fest, dass keine der vier Bildseiten zu bevorzugen sei. Alle vier Bildseiten sind objektiv gleichwertig! So setzte ich meine Arbeit am oberen Bildrand fort und kam von der dritten über die vierte Ecke des Blattes zur Startseite zurück. In der Bildmitte blieb eine magische weiße Fläche frei. Das war die Geburt meiner Umlaufbilder. Sofort wurde mir klar, dass man diese Bilder als Spurenbilder, als Resultat ritualisierten Handelns verstehen muss.“

Drago Julius Prelogs Arbeiten sind Ausdruck sensiblen Einfühlungsvermögens und gleichzeitig konstanten Bemühens, Freiheit mit Ordnung zu verbinden.

Die Nachricht von seinem Tod gab das Kärntner Museum Liaunig am Montag bekannt. Sein Tod kam letztlich doch völlig überraschend, hieß es. "Er war nicht nur ein enger Freund, sondern er war und ist wesentlichster Teil der Keimzelle unserer Sammlung und unseres Hauses", so Peter Liaunig. 


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Drago Julius Prelog, *1939 in Celje, ehem. Jugoslawien. Aufgewachsen in der Obersteiermark besuchte er zunächst 1954 -1958 die Kunstgewerbeschule Graz, dekorative Malerei bei Otto Brunner, und studierte bis 1962 an der Akademie der bildenden Künste, Wien bei Albert Paris Gütersloh. Ab 1969 war er Lehrbeauftragter an der Wiener Akademie, zunächst für Malerei und 1974 -1997 für „Schrift und Schriftgestaltung". Prelog nahm 1968 an der Biennale Venedig teil, 1972 zeigte das Universalmuseum Joanneum eine umfassende Werkschau. Weitere Ausstellungen im In- und Ausland folgten.