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Foto: Wikipedia, Bernhard Holub (User Dromedar61), CC BY-SA 4.0

Helmuth Gsöllpointner | 1933 - 2025

Helmuth Gsöllpointner, eine prägende Persönlichkeit der österreichischen Kunstszene, ist in der Nacht zum 3. Juni 2025 im Alter von 91 Jahren verstorben. Er war ein vielseitiger Plastiker, Objektkünstler und Designer, dessen Wirken weit über die Landesgrenzen hinausreichte und maßgeblich zur Entwicklung von Linz als Kulturstadt beitrug.

Gsöllpointners künstlerische Ausbildung begann 1948 an der Stahlschnittschule in Steyr (heute HTL Steyr) und setzte sich ab 1951 an der Akademie für Angewandte Kunst in Wien fort, wo er Metallplastik und Industrieformgebung bei Eugen Mayr studierte. Bereits 1954 wurde seine Diplomarbeit, darunter eine Monstranz und Schmuckobjekte, mit dem Oskar-Strnad-Preis ausgezeichnet. Seine erste Auftragsarbeit erhielt er 1955 von der VÖEST (heute voestalpine), wo er später die Lehrwerkstätten leitete und Auftragsarbeiten für kirchliche und weltliche Institutionen fertigte, darunter Pektorale für Kardinal König und Bischof Zauner.

Ab 1959 prägte Gsöllpointner die Linzer Kunstschule maßgeblich mit. Er leitete ab 1963 die neu gegründete Meisterklasse für Metallplastik und wurde 1973 zum Ordentlichen Hochschulprofessor sowie Vizerektor ernannt. Von 1977 bis 1981 war er Rektor der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz, der heutigen Kunstuniversität Linz. Seine Lehrtätigkeit war von der Philosophie geprägt, "in den Leuten ein Feuer anzuzünden", und er bezog seine Studierenden aktiv in Ausstellungen und Wettbewerbe ein. 2001 wurde er emeritiert.

Künstlerisch entwickelte Gsöllpointner sich von der Stahlschnitttechnik, mit der er Medaillen und Gravurstücke schuf, zu innovativen Gusstechniken. Er entwarf 1970 eine Prägewalze für Strukturbleche, die er patentieren ließ. Seine Großplastiken und Brunnen prägen den öffentlichen Raum in Linz, wie die Skulptur Brücke und Strom (1972) für die VÖEST-Brücke und die Metallplastik Spirit of Linz (1987) im JKU-Park. Auch als Medailleur war er tätig und gestaltete Vorderseiten österreichischer 100-Schilling-Münzen. Zuletzt schuf er 2023 Plastiken aus Holzstäben, die er Stabräume nannte.

Als Kurator und Ausstellungsmacher bewies Gsöllpointner Weitsicht. Er konzipierte die wegweisenden Großausstellungen:

  • forum stahl (1971) in der VÖEST
  • forum metall (1977), gemeinsam mit Peter Baum
  • forum design (1980), mit Laurids Ortner und Angela Hareiter
  • Schmuck – Zeichen am Körper (1987), mit Laurids Ortner und Gerhard Knogler
  • KULT-UR-SPRUNG (1989) in Hannover
  • NETZ EUROPA (1994), mit Gerhard Knogler

Diese Projekte waren entscheidend für die Etablierung des Rufs von Linz als Kulturstadt im Bereich der bildenden Kunst.

Gsöllpointner war auch Präsident der Künstlervereinigung MAERZ (1971–1976), Ehrenmitglied von Design Austria seit 2001/2002. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen.

Helmuth Gsöllpointner Tod hinterlässt eine Lücke in der österreichischen Kunst- und Designwelt, doch sein umfangreiches Werk und sein Einfluss auf Generationen von Künstlern bleiben bestehen.


Thomas Redl (Hg.): „Helmuth Gsöllpointner. universeller Gestalter“ (Werkmonografie)

Helmuth Gsöllpointner im Gespräch mit Alexander Giese (Podcast 'Ausgesprochen Kunst", 2024)
Helmuth Gsöllpointner bei Giese & Schweiger (Seite zur Ausstellung 2024)


„In inniger Verbundenheit trauern wir um Helmuth Gsöllpointner – als Mensch, als Künstler und als unseren ehemaligen hochgeschätzten Rektor, der für seine ,geliebte Universität‘ als unerschrockener Visionär bis zuletzt aktiv war."

Brigitte Hütter, Rektorin der Kunstuniversität Linz

"Helmuth Gsöllpointner ist der internationalen Kunst- und Designwelt nicht gefolgt, er hat sie nach Linz gebracht und von dort aus mitgeprägt. Er hat persönliche Verantwortung für den Kulturstandort Linz übernommen und ist zu einer prägenden Figur der Stadt geworden.
Für uns Studierende war er ein verlässlicher Mentor auf Augenhöhe und ein Freund. Ich habe ihm viel zu verdanken. Sein Werk zu erforschen wird uns bleiben, und damit bleibt auch er."

Thomas Feichtner, Professor und Institutsleiter Industrial Design an der FH Joanneum, Graz

“Kunstgeschichtlich ist Gsöllpointner mit seinem auf geometrische Grundformen reduzierten abstrakten Formenvokabular der klassischen Moderne zuzuordnen. Die Bezugslinie führt zurück zu den Anfängen der Moderne und hier im Besonderen zu den russischen Konstruktivisten mit ihren radikalen Neuerungen. Gsöllpointner nimmt jedoch mit der Entwicklung und Ausformulierung der variablen Expansions- oder Teleskop-Plastik eine völlig eigenständige und autonome Position innerhalb der Kunst des 20. Jahrhunderts ein – dies gilt national wie international.”

Thomas Redl, Künstler, Herausgeber von Helmuth Gsöllpointners Werkmonografie, Herausgeber fair Magazin für Kunst

„Helmuth Gsöllpointner hat mit seinen Werken nicht nur im Skulpturenpark im Linzer Donaupark zwischen Brucknerhaus und Lentos Spuren hinterlassen. Er prägte beispielsweise als Professor und Rektor der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung, heute Linzer Kunstuniversität, Generationen von Kunstschaffenden und die Linzer Kunstszene wie kaum ein anderer“

Thomas Stelzer, Landeshauptmann Oberösterreich

„Ganz gleich, wo das ist, ob das jetzt als Lehrer ist, oder ob das als Leiter einer Gruppe ist, der man vorsteht. Einer muß da sein, der in den Leuten ein Feuer anzündet, und schauen, daß das Feuer brennt. Anzünden, das war mir immer das Wichtigste.“

Helmuth Gsöllpointner im Gespräch mit Gabriele Kepplinger