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Foto: Hermann Nitsch, 2017 © Philipp Schuster
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Foto: 56. Malaktion | nitsch museum, Mistelbach | 2009 © Daniel Feyerl

Hermann Nitsch | 1938 - 2022

Hermann Nitsch, einer der vielseitigsten und weltbekanntesten bildenden Künstler Österreichs, starb am 18. April 2022 in Wien. Mit seinem 'Orgien Mysterien Theater' kreierte der Aktionist, Maler, Komponist und Bühnenbildner ein alle Sinne einsetzendes Gesamtkunstwerk.

Hermann Nitsch lebte und arbeitete auf seinem Schloss in Prinzendorf an der Zaya, Niederösterreich sowie in Asolo, Italien. Seine Werke sind in den beiden Nitsch Museen in Mistelbach und Neapel sowie in der Nitsch Foundation in Wien und in den renommiertesten internationalen Museen und Galerien ausgestellt.

Hermann Nitschs ausführliche biografische Selbstdarstellung auf www.nitsch.org


Die heimische Kunst ist damit um eine ihrer auch international bedeutendsten Persönlichkeiten ärmer. Konsequent hat Hermann Nitsch über Jahrzehnte hinweg an seinem kultischen Stil gearbeitet, seine Werke und sein Wirken haben niemanden kaltgelassen. Österreich trauert um einen unbestechlichen und faszinierenden Maler und einen beeindruckenden Menschen. Sein Werk wird weiterleben, dessen bin ich mir gewiss.

Alexander Van der Bellen | Bundespräsident

Seine vielfältige Auseinandersetzung mit Kunst, Ästhetik, Religion und Philosophie hat Hermann Nitschs Werk förmlich durchzogen. Seine Großformate ziehen Menschen in ihren Bann wie es kaum andere Kunstwerke können. Mit den Orgien-Mysterien-Spielen hat Nitsch außerdem die Grenzen des Kunstschaffens neu definiert. Was mich persönlich an Nitsch beeindruckt hat, ist seine Durchsetzungskraft und seine Standhaftigkeit trotz aller Kritik, die ihm vor allem zu Beginn entgegengeschlagen ist.

Andrea Mayer | Kunst- und Kulturstaatssekretärin

Nitsch wurde in Wien geboren und war Mitbegründer einer der wichtigsten avantgardistischen Kunstströmungen, des ,Wiener Aktionismus‘. Ihn bloß als bedeutenden Maler zu bezeichnen, wäre ganz falsch, hatte er doch immer das Gesamtkunstwerk, bestehend aus Malerei, Musik, Theater und Performance, im Auge. Und er war als unverwechselbares Künstler-Original auch immer selbst Teil dieses Gesamtkunstwerks.

Michael Ludwig | Bürgermeister der Stadt Wien

Er war ein Künstler, der dem sinnlichen Erleben mehr Tragfähigkeit zusprach als den Worten. Hermann Nitschs Orgien-Mysterien-Theater leitete sein Publikum dazu an, zu riechen und zu schmecken. Hermann Nitschs Werk huldigte der Verwandlung des Seins im Kreislauf eines Menschenlebens. Das im religiösen Zeremoniell wurzelnde Ritual war für Hermann Nitsch Form. Seine Kunst selbst sah er als Religionsausübung und metaphysische Tätigkeit. Er war ein herausragender Vertreter der österreichischen Avantgarde und wird in seinem einzigartigen Schaffen unvergessen bleiben.

Veronica Kaup-Hasler | Kulturstadträtin der Stadt Wien

In Hermann Nitschs Arbeit und deren Rezeptionsgeschichte spiegeln sich sowohl die gesellschaftsgeschichtlichen wie auch die kunstgeschichtlichen Konflikte seit den 1960er-Jahren wider. Dass sich dabei an seiner Kunst bis heute die Geister scheiden, trifft auf mehrfache Weise zu: Es sind nicht nur verkappte Ewiggestrige, die einem gesellschaftsresistenten traditionalistischen Kunstbegriff huldigen, sondern auch innerhalb der Fachwelt hält die Diskussion über den Unmittelbarkeitskult und das Ekstatische als relevante Kriterien für eine Wahrheitsfindung durch Kunst an. All dies spricht nicht gegen, sondern für die Lebendigkeit eines Werks, das sich von Anfang an nicht an gesellschaftliche Konventionen oder kunstgeschichtliche Diskurse gehalten hat, sondern diese im Gegenteil immer wieder herausforderte.

Karola Kraus, Rainer Fuchs und das Team des mumok | zum vollständigen Nachruf

Mit Nitsch verlässt eine Zentralfigur der Kunstwelt die Bühne. Sein Gesamtwerk sucht in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts seinesgleichen, er hat entscheidend zum Wandel unseres Kunstbegriffs beigetragen. Dabei war er immer tief im Wissen um Kunst, Musik, Geschichte, Philosophie und Religion verwurzelt.

Stella Rollig | Generaldirektorin Belvedere

Hermann Nitsch war jahrzehntelang vor allem ein Künstler für Künstler. Vom offiziellen Österreich viele zu lange geschmäht, hat er schließlich mit großer Befriedigung sein eigenes Museum in Niederösterreich erhalten.

Klaus Albrecht Schröder | Generaldirektor Albertina

Noch bis vor Kurzem hat er mit seiner enormen Schaffenskraft sein künstlerisches Universum gestaltet, mit dem er viele Menschen im besten Sinne erschütterte, erreichte und veränderte. [...] Seine Arbeit war brutal und gleichzeitig sanft und getragen von großer Empathie.

Karlheinz Essl | Kunstsammler

Der Altmeister der Provokation, der bei seinen öffentlichen Auftritten vor allem mit Humor die Sympathien gewann, vermittelte auch als Professor an verschiedenen Akademien seine Vorstellungen von einer allumfassenden Kunsterregung mit spirituellem Horizont. Sein anregender Einfluss verbreitet sich vorbildhaft für alle Künstlerinnen und Künstler, die Grenzen überschreiten wollen, und dabei eine moralische Idee von Leben in Einklang verfolgen.

Till Briegleb | Süddeutsche Zeitung | zum vollständigen Nachruf

The concept of intensity is key to understanding the actions themselves. The actions push performers and audiences towards the extremes of feeling – horror, ecstasy, joy – by embracing the extremes of experience: birth, orgasm, death. The very practice of the “action” – the performance, the heightened drama of it – was an attempt to move towards a truer, more immediate and all-encompassing art.

Stephanie Convery | The Guardian | zum vollständigen Nachruf


nitsch.org

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museonitsch.org

nitschmuseum.at