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Foto: Lois Weinberger, "Ruderal Society: Excavating a Garden, 2017, Installation, Karlsaue, Kassel, documenta 14 | Foto: Matthias Völzke

Lois Weinberger | 1947 - 2020

Lois Weinberger (*1947), zweifacher documenta-Teilnehmer, verstarb am 21. April 2020 in Wien. Weinberger arbeitete vier Jahrzehnte an der Schnittstelle von Natur und Zivilisation.

Für Weinberger, ursprünglich zum Schlosser und Kunstschmied ausgebildet, standen von Anbeginn an Pflanzen und Naturelemente im Mittelpunkt des künstlerischen Interesses. Seine natur- und erdnahen Arbeitsprozesse realisiert er dabei stets in verschiedensten Formen und Materialien: Neben Skulpturen, Malerei und Grafik bediente er sich im Laufe seiner Tätigkeit auch moderner Mittel wie der Aktion, konzeptueller Darstellungen, Ready-Made und Copy Art.

Seine Arbeit brachte Lois Weinberger 1991 eine Einladung zur Biennale in Sao Paulo, 1993/94 eine Professur an der Akademie Karlsruhe, im Jahr darauf eine Beteiligung am Internationalen Atelierprogramm „Künstlerhaus Bethanien“ in Berlin sowie über mehrere Jahre Vorträge an der Bauhaus Universität Weimar.

Breiter bekannt wurde Weinberger als er 1997 bei der documenta X ein Bahngleis am Kasseler Kulturbahnhof über eine Länge von 100 Metern mit nicht-heimischer Botanik vom Balkan bepflanzte. 2009 wurde Weinberger zusammen mit seiner Frau Franziska in den Österreichischen Pavillon der Biennale Venedig eingeladen, 2017 bespielte er erneut die documenta in Kassel und deren Ableger in Athen. Als er 1997 bei der documenta X ein Bahngleis am Kasseler Kulturbahnhof über eine Länge von 100 Metern mit nicht-heimischer Botanik vom Balkan bepflanzte, die sich rasch ausbreitete und die einheimische Vegetation verdrängte, machte die breite Rezeption des subversiven Transfers den Künstler zu einem der Wegbereiter der Debatte um das Verhältnis von Kultur und Natur.

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Lois Weinberger erhielt unter anderem den Förderpreis für Bildende Kunst 1985, das Große Kunststipendium des Landes Tirol 1999 und den Würdigungspreis für Bildende Kunst des Landes Niederösterreich 2010. 2007 ehrte die Universität Innsbruck Weinberger zum 60er mit dem Professoren-Titel. Im gleichen Jahr erschien das Buch „Lois und Franziska Weinberger - Feldarbeit/Field Work“ (Skarabaeus), das einen umfassenden Einblick in die Arbeit des Künstlerpaars ermöglicht.