Nominierte 2020


Julia Haugeneder, Constantin Luser, Liesl Raff, Werner Reiterer, Toni Schmale & Anne Speier sind für den DAGMAR CHOBOT SKULPTURENPREIS 2020 nominiert.

Julia Haugeneder (*1987 in Wien). Die Faltobjekte und Linolschnitte von Julia Haugeneder weisen eine markante Formensprache und einen experimentellen Zugang zu Material und Raum auf. Kunsthistorische Aspekte der Falte fließen in ihre Arbeit genauso ein wie das Ausloten von Möglichkeiten im Umgang mit diversen Materialien. Haugeneder gießt Gemische aus Gips, Leim und Pigment und faltet die so entstandenen dünnen Häute zu kompakten, bisweilen meterlangen, Objekten. Das Arbeiten mit diversen Materialien und das Ausloten skulpturaler Möglichkeiten ist ein wesentlicher Faktor in Haugeneders Werk und schreibt sich sichtbar in ihre Objekte ein. Julia Haugeneder lebt und arbeitet in Wien.

Liesl Raff (*1979 in Stuttgart, Deutschland). In ihrem Atelier trifft man auf weinende Tische aus Stahlblech und Latexseile, die wie schlaffe Körper über Teppichstangen hängen. Liesl Raffs Skulpturen gehen Beziehungen ein, thematisieren Freundschaft und lassen die BetrachterInnen in der vermeintlich unbeseelten Welt der Dinge Verwandte finden. Raffs Fingerabdrücke, die schwielige Texturen und wellige Oberflächen auf industriellen Materialien wie Stahl, Silikon und Epoxidharz hinterlassen, verwandeln Dingen zu Objekten mit einem eigenen emotionalen Leben. Harte Materialien dürfen bei Liesl Raff weich werden, man könnte auch sagen: empathisch. Softer Stahl in jederlei Hinsicht. Liesl Raff lebt und arbeitet in Wien.

Werner Reiterer (*1964 in Graz). Schwarzer Humor gepaart mit einem überaus lapidaren Umgang mit der Wirklichkeit resultiert bei Werner Reiterer in Installationen und Objekten, die gewohnte Ordnungen durchkreuzen. So realisiert der steirische Künstler spannungsreiche Arbeiten im öffentlichen Raum, lässt ein Auto in die Mariensäule in Leibnitz krachen, sein Publikum Kästen anschreien, auf Punchingbälle schlagen. Sich selbst bringt er als  uneitle, fragende Mittlerfigur und wohl „neutralsten“ Stellvertreter des Menschen an sich immer wieder ins Spiel.  Skulptur versteht Werner Reiterer dabei nicht als materielle Ausformung, sondern als Gedankenkonstrukt, das Erwartungshaltungen an Kunst konterkariert, Sinn und Unsinnigkeiten unserer Lebenswelt thematisiert. Werner Reiterer lebt und arbeitet in Wien.

Toni Schmale (*1980 in Hamburg, Deutschland). Mit ihrem radikalen und offenen Zugang zu Skulptur aktiviert Toni Schmale die Bildhauerei für neue Produktionsweisen und Diskurse, die Fragen des Skulpturalen sowie gesellschaftliche Praxis und Gender gleichermaßen anstoßen. Die Künstlerin verkörpert das Potential einer zeitgenössischen Bildhauerin, die Tradition und Moderne, Gegenwart und Utopie, Poesie und Pointe verbindet. Ihre monumentalen Skulpturen aus Materialien wie Metall, Beton, Gips oder Gummi zeichnen sich durch eine dichte bildhauerische Sprache aus und changieren zwischen angewandten Objekten des Alltags, Maschinen, Architekturen und dem menschlichen Körper. Oft als "Übergangspobjekte" betrachtet, repräsentieren die Werke das Dezentrale – und die Vorstellung, dass auch Skulptur nichts Festgeschriebenes ist. Toni Schmale lebt und arbeitet in Wien.

Constantin Luser (*1976 in Graz). Constantin Luser kombiniert in seinem Werk drei Schwerpunkte: die bespielbare Musikskulptur, die dreidimensionale „Drahtzeichnung“, die als bloße Linie im Raum nur schemenhafte Andeutungen gibt, und die raumgreifende Wandzeichnung. Linien, Wörter, Symbole, abstrakte und figurative Elemente verdichten sich in Lusers Arbeiten zu bizarren und fantastischen Bildwelten zwischen Wirklichkeit und Imagination. Mit seinen sogenannten Raumzeichungen, Skulpturen aus Messingdraht übersetzt Luser das zeichnerische Element in die dritte Dimension. Seit einiger Zeit verwendet Luser zudem Musikinstrumente, die er verformt, neu zusammensetzt oder erweitert, um seine zeichnerische Welt in einen akustischen Denkraum zu übersetzen. Constantin Luser lebt und arbeitet in Wien.

Anne Speier (*1977 in Frankfurt am Main, Deutschland). Die Arbeiten von Anne Speier dokumentieren häufig, wie sich Objekte und Figuren dehnen und verformen, um einerseits die Grenzen der ihnen zugeschriebenen Bedeutung zueinander zu verstehen und andererseits über sie hinauszugelangen. Dabei schöpft Speier aus unterschiedlichen, auch einander widersprechenden Materialien, Stilen und Zeiten, um Gegenwart und Zeitgenossenschaft zu artikulieren. In ihren ebenso mit innovativen digitalen Reproduktionsmitteln wie gleichzeitig klassisch per Hand hergestellten Skulpturen verdichten sich multiple Perspektiven unserer Wirklichkeit, die vom Verschwinden im Digitalen bedroht ist. Ästhetik, Absurdität und Andersartigkeit sind dabei ihrer Mittel, um bestimmte Sehgewohnheiten auszuhebeln. Anne Speier lebt und arbeitet in Wien.

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Informationen zum Preis

Der ‚Dagmar Chobot Skulpturenpreis’ wurde 2016 von der Wiener Galeristin Dagmar Chobot und der Stiftungspartnerin Bildrecht ins Leben gerufen.

Insbesondere der Skulpturbegriff hat sich in den letzten Jahren gewandelt und umfasst neben klassischen Zugängen auch experimentelle Ansätze, Installationen, performative und auch architektonisch definierte Arbeiten gleichermaßen.

Dementsprechend offen will sich der ‚Dagmar Chobot Skulpturenpreis’ verstanden wissen, der von einer Fachjury an eine/n zeitgenössische/n, in Österreich arbeitende/n Bildhauer/in vergeben wird.

Der Nominierungspreis ist mit 10.000 Euro dotiert und unterliegt keiner Altersbeschränkung.

Bisherige PreisträgerInnen
2019 Anne Schneider, 2018 Roman Pfeffer, 2017 Sofie Thorsen & 2016 Angelika Loderer


Preistifterin Dagmar Chobot
Seit 1971 widmet sich Dagmar Chobot mit großer Leidenschaft der Skulptur und rückt mit ihren Aktivitäten als Galeristin, Kuratorin und Sammlerin diese unaufhörlich in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. 2016 hat die Wiener Galeristin mit dem nach ihr benannten Preis eine repräsentative und nachhaltige Förderung dieses für sie maßgeblichen künstlerischen Mediums ins Leben gerufen.

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„Neben Qualität und technischem Können ehrt der Preis das innovative Potential, das in der österreichischen Bildhauerei, Plastik und Objektkunst augenscheinlich wird. Inzwischen ist der Skulpturenpreis etabliert, die vielen positiven Rückmeldungen bestätigen meine Initiative“. - Dagmar Chobot, Preisstifterin